Die Gemeinde Lütow

Die Gemeinde Lütow mit ihren Ortsteilen Neuendorf und Netzelkow liegt auf der naturschönen Halbinsel Gnitz. Der Weg dorthin führt von der B 111 bei Zinnowitz in südlicher Richtung – bald über einen Damm – in einen anmutigen Mischwald bis zum Ortsteil Neuendorf.

Die vergilbten Urkunden des 13. Jahrhunderts erwähnen wiederholt die „Insula Gnitz“. Der große Strummin, ein schmaler Wasserarm des Achterwassers, trennte den Gnitz von der Insel Usedom. Heute erinnert nur noch der Flurname „Bollbrücke“ auf dem Weg von Zinnowitz nach Neuendorf an die alte Zeit, an ein längst vergessenes Landschaftsbild.

Sie sollten sich Zeit nehmen für die Erkundung der Gemeinde Lütow und den Reiz der Landschaft mit ihren natürlichen und kulturellen Reichtümern sowie die gastfreundlichen und naturverbundenen Menschen kennen lernen.


Der Ortsteil Neuendorf

… wurde erstmals im Jahr 1367 urkundlich erwähnt: Am 19. November 1367 wurde im Kloster Pudagla eine Urkunde für „Wedekin Lepel auf Neuendorf gesessen“ ausgestellt. Der Ort war ein Lehn-Rittergut und bis zum Jahr 1945 im Besitz der Familie von Lepel.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde Neuendorf insbesondere von der Landwirtschaft geprägt. Wirtschaftliche Bedeutung erlangte der Ortsteil in den 60er und 70er Jahren: Hier wurden umfangreiche Lagerstätten von Erdöl und Erdgas gefunden. In ganz geringen Mengen wird auch noch heute Förderung von Erdöl betrieben. Zurzeit (im Jahr 2011) gibt es eine neue Probebohrung.

In Neuendorf haben sich in erster Linie gewerbliche Betriebe angesiedelt. Man ist auch bemüht, die vorhandenen, zum Teil sehr alten Gebäude zu rekonstruieren und zu erhalten. So wurde das frühere Gutshaus saniert und wieder so hergerichtet, wie es vor 150 Jahren aussah. Auch das Vorsteherhaus ist zum größten Teil saniert. Beide Gebäude befinden sich in Privatbesitz.

Das Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde befindet sich ebenfalls in Neuendorf, im Jahr 2011 wurde das 65. Jubiläum der Wehr gefeiert.

Anfang der 70er Jahre wurde der Schulunterricht im Ortsteil Neuendorf eingestellt. Die Räume im ehemaligen Schulgebäude werden zu einem Teil als Wohnung, zum anderen als Gemeindebüro und der größere Raum für Gemeindevertretersitzungen, private Familienfeiern und von den Senioren und der Gymnastikgruppe genutzt.


Der Ortsteil Netzelkow

… war ebenfalls eine alte Besitzung der Familie von Lepel, die seit 1358 dort nachweisbar ist. Sehenswert ist die St.-Marien-Kirche, deren Bau bis ins 15. Jahrhundert zurückgeht. Die Chorapsis, die Sakristei und die Leichenhalle sind erst im 19. Jahrhundert angefügt worden. Ein besonderes Ausstattungsstück besitzt die Kirche mit dem Taufstein, der im Langhaus unmittelbar vor dem Chor aufgestellt ist: Er stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist der einzige vollständig erhaltene mittelalterliche Taufstein auf der Insel Usedom.

Netzelkow bildete auf der Insel Usedom die kleinste Pfarrstelle. Heute besitzt der Ort keine eigene Pfarrstelle mehr und ist der Nachbargemeinde Zinnowitz zugeordnet.

Die Glocken im freistehenden Glockenstuhl stammen aus dem 15. Jahrhundert. 1942 wurden sie für Kriegszwecke eingezogen, 1950 wurden sie wieder nach Netzelkow zurückgebracht.

Touristisch interessant sind die Pfarrscheune im Ort und die schwimmende Gaststätte sowie der Yachtlieger am Achterwasser.

Erwähnenswert ist, dass Netzelkow der Geburtsort von Johann Wilhelm Meinhold ist. Er kam hier am 27. Februar 1797 zur Welt, erhielt seinen ersten Unterricht vom Vater, studierte später in Greifswald Theologie, wirkte als Hauslehrer und amtierte als Rektor, Organist und Pfarrer. Neben seiner beruflichen Tätigkeit fand Meinhold Zeit zur literarischen Arbeit. 1844 musste er seine Stelle als Pfarrer in Krummin aufgeben, siedelte nach Rehwinkel (Hinterpommern) über und wurde dort 1850 vom Amt suspendiert. „Mit Gott und aller Welt zerfallen“ starb Meinhold am 30. November 1851 in Berlin. Bei den Bewohnern der Insel Usedom ist er jedoch als Verfasser der „Bernsteinhexe“ in guter Erinnerung geblieben.

Die kleine Insel Görmitz, im Achterwasser gelegen, ist dem Ortsteil Netzelkow vorgelagert und der Gemeinde Lütow angegliedert. 700 Jahre befand sie sich im Besitz des Geschlechtes derer von Lepel. 1937 wurde die Insel an einen Dr. Kerkhoff aus Düsseldorf verkauft. 1945 bzw. nach der Bodenreform bekamen dort Flüchtlinge Land und betrieben Viehwirtschaft und Ackerbau. Nachdem die Insel dann für einige Jahre ein Erholungsobjekt für den Betrieb „Nachrichtenelektronik Greifswald“ war, wurde sie 1990 Eigentum der Siemens AG und befindet sich heute in Privathand. 96 % der Insel stehen unter Naturschutz.


Der Ortsteil Lütow

… ist auch über den alten Kirchsteig von Netzelkow aus zu erreichen. An dessen Wegesrand, kurz vor Lütow, verbirgt sich unter einer alten knorrigen Eiche das größte „Hünengrab“ der Insel Usedom. Nachdem man schon im Jahre 1907 zwei Großsteingräber bei Lütow gesprengt hatte, wurden 1936 auch die steinernen Pforten des letzten auf dem Gnitz verbliebenen geöffnet. Die Stätte wurde archäologisch untersucht und wertvolle Gegenstände der Jungsteinzeit entdeckt und gesichert – diese befinden sich heute in einem Stettiner Museum.

Am 9. April 1396 wurde der an der Südspitze der Halbinsel Gnitz gelegene Ort Lutkow (Lütow) erstmals urkundlich erwähnt. Das Bauerndorf gehörte zum Lehn des Lepelschen Geschlechts. Die Bauernbefreiung vollzog sich im Jahr 1820 aufgrund des Edikts vom 14. September 1811. Aus dem Jahre 1858 ist überliefert, dass Lütow aus 8 Kossätenhöfen und 5 Büdnerstellen bestand.

Die Landwirtschaft und auch die Fischerei blieben in Lütow lange Zeit eine wichtige Erwerbsquelle. Mit der Bodenreform entstanden in Lütow noch einige kleine und mittlere Neubauernhöfe.

Ende der 60er Jahre siedelten sich in Lütow schon die ersten Betriebsferienheime an: Die früheren Büdnerhäuser fanden zudem als ausbaufähige private Ferienobjekte großes Interesse.

In den Jahren nach 1990 entstanden auch in Lütow einige Gewerbebetriebe. Die eigentliche Bedeutung des Ortes liegt heute in der touristischen Entwicklung: In der Nähe befindet sich ein großer Naturcampingplatz, gastronomische Einrichtungen sind vorhanden und seit 1996 auch eine Schwimmhalle. Eine ganze Reihe von Ferienhäusern wurde errichtet und so bieten sich vielerlei Möglichkeiten für Erholungssuchende. Im weiteren Ausbau der touristischen Infrastruktur sieht der Ort Lütow seine Entwicklungsmöglichkeiten.


Der Gnitz

… lockt nicht mit breiten Sandstränden – als Ausflugs- und Wandergebiet hat sich die Halbinsel aber zu Recht einen hervorragenden Ruf erworben. Auf engstem Raum wechseln verschiedenartige Küstenformen, Äcker, Wiesen und kleine Waldflächen.

Das Naturschutzgebiet „Südspitze Gnitz“ bietet eine Vielzahl botanischer Besonderheiten – Knabenkraut, Silbergras, Sandstrohblumen, Karthäusernelken, Hahnenfuß u. a. Die unterschiedlichen Biotopstrukturen bieten für Fischotter, Moor- und Grasfrosch gute Lebensbedingungen, die Ringelnatter ist oft anzutreffen. Der Seeadler ist regelmäßiger Gast auf dem Möwenort, wo er die hohen Pappeln als Ruheplatz und Ansitzwarte nutzt.

An den Möwenort grenzen das Steilufer und der Weiße Berg, der mit 32 m die höchste Erhebung der Halbinsel Gnitz ist. Die Steilküste beherbergt eine große Uferschwalbenkolonie mit ca. 1 000 Brutpaaren.

Auch an einem „Binnenkliff“ sind die Prozesse der Küstenzerstörung ständig wirksam, viele abgestürzte Bäume versperren dem Strandwanderer den Weg.

Vor dem Voßberg der Gnitzer Steilküste befindet sich der Rieke (reiche) Stein, dessen verwitterte Inschrift besagt, dass dort im Februar 1769 in einer Stunde 27 Schümer Blei gefangen wurden.

Die Höhen der Halbinsel Gnitz ermöglichen hervorragende Aussichten auf die Boddenlandschaft des Achterwassers und des Peenestroms.


Das Gnitzer Heimatlied

Auf dem Gnitz stand meine Wiege, Gnitz ist treuer Heimatort.
Niemals kann ich Dich vergessen, bin ich auch so lang schon fort.
Immer muß ich Deiner denken, ferner Gnitz, wie bist Du schön.
Möcht zu Dir die Schritte lenken, Dich, oh Heimat, wiederseh'n.

An dem stillen Achterwasser ruhte ich so oft und gern,
Träumte von der weiten Ferne und jetzt bin ich selbst so fern.
Doch die Ferne hat getrogen, bracht nicht das ersehnte Glück.
Wär ich niemals fortgezogen, käm so gern, so gern zurück.

An dem Hang des Haubenberges sah die Peene glänzen ich,
Und ich lag im dunklen Grase, Bienen summten rings um mich.
Alles atmet Ruh und Frieden in der schönen Sommerzeit.
Wäre ich nur dort geblieben, Trennung bringt nur Herzeleid.

Heute eilen die Gedanken oft zu Dinses Fischerhaus.
An dem Strand in seiner Nähe ruhte ich mich wohlig aus,
Sah die weißen Wolken ziehen über die Krumminer Wiek,
Sah das Abendrot verglühen und erkannte nie das Glück.

Wer den Gnitz in seiner Schönheit, in seinem Zauber kennen lernt,
Wird nach ihm stets Sehnsucht fühlen, wenn er sich von ihm entfernt.
Selbst wenn er dort nicht geboren, denkt er doch voll Innigkeit:
Dieses Fleckchen auserkoren, blühe Gnitz auf ew'ge Zeit.

(Verfasser unbekannt)


Was ist in den letzten Jahren in der Gemeinde passiert?

In den letzten Jahren wurde die Sanierung der Häuser und Wohnungen der Gemeinde sowie auch der Friedhofshalle durchgeführt. In Lütow wurde der Bootsanleger neu gebaut, in Neuendorf erfolgte der Sanitäranbau am Feuerwehrgebäude. In beiden Ortsteilen wurden mit großem Aufwand Straßen saniert.

Im Jahr 2011 beging die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde ihr 65-jähriges Bestehen.

Der Radweg zwischen Neuendorf und Zinnowitz wurde 2011 fertiggestellt.