Die Stadt Lassan liegt auf dem Festland vor der Insel Usedom und gehört zum ➽Landkreis Vorpommern-Greifswald. Der Name der Stadt ist wendischen (also slawischen) Ursprungs und bedeutet „Waldheim“ oder „ein im Wald gelegener Ort“. Im Zeitraum zwischen 1264 und 1278 erhielt der Marktflecken vom pommerschen ➽Herzog Barnim I. das Stadtrecht. Im Spätmittelalter spielte der Ort als Hafenplatz der rasch aufblühenden Hansestadt Anklam eine gewisse Rolle. Dies war bedingt durch die günstige Lage an einer Bucht des Peenestromes.

Die Haupterwerbszweige waren bereits sehr früh der Fischfang und die Landwirtschaft sowie seit dem Ende des 19. Jahrhunderts auch das Holz verarbeitende Handwerk. Die Aufnahme des Lachses als Wappentier der Stadt ist sicherlich ein Ausdruck des wichtigen Erwerbszweiges. Zwar lässt sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Anstieg von Handwerks- und Gewerbeeinrichtungen verzeichnen, doch wurde diese positive Entwicklung zunächst durch die Weltwirtschaftskrise der 1920er- und 1930er-Jahre gestoppt bzw. nach 1945 bewusst von der „sozialistischen Planwirtschaft“ in eine entgegengesetzte Richtung gedrängt.

Die Auswirkungen dieser Politik sind teilweise bis in die heutige Zeit im Stadtbild Lassans noch sichtbar. Aber auch die Marktwirtschaft sorgte nach 1990 dafür, dass im Ort so mancher Kleinbetrieb aus dem Stadtbild verschwand. Andere Firmen und Betriebe hingegen konnten sich aber gerade erst nach der politischen Wende in Lassan erweitern. Hier seien der ➽Fischgroßhandel Birnbaum & Kruse und die ➽Mosterei Nowack genannt.

Die heute knapp 1.500 Einwohner zählende vorpommersche Kleinstadt kann in ihrer kulturellen Geschichte auf einige Glanzpunkte verweisen. Zwischen 1430 und 1440 wurde ➽Bernt Notke, der bedeutendste Bildhauer des 15. Jahrhunderts im Ostseeraum, in der Peenestadt geboren. In den Jahren 1749—1757 wirkte ➽Johann Joachim Spalding, evangelischer Pastor und „Begründer“ der Aufklärung in Pommern, in Lassan. Der 1858 im Ort geborene ➽Theodor Bartus erlangte durch seine vier Expeditionen nach Turfan (heute China) eine Bedeutung für seine Heimatstadt.

Zwei Sehenswürdigkeiten der Stadt sollen kurz vorgestellt werden: Die ➽Stadtkirche St. Johannis, deren älteste Teile aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammen, ist der markanteste Bau Lassans. Das Langhaus ist eine spätgotische dreischiffige Halle, der Turm trägt eine geschweifte Haube mit achteckigem Pyramidendach aus dem 17. Jahrhundert. Der Altaraufsatz und die Kanzel vom Stralsunder Meister ➽Elias Keßler aus dem Jahre 1727 sind wertvolle Bildhauerarbeiten. Die Triumphkreuzgruppe aus der Zeit vor 1450 wurde 1955 restauriert und bei Umbauarbeiten in den 1970er Jahren vor dem Altarraum angebracht. An der Westseite der Kirche sind Reste der erst kürzlich restaurierten mittelalterlichen Stadtmauer erhalten.

Die ➽Lassaner Mühle mit der dazu gehörenden ➽Friedrich-von-Lösewitz-Halle bilden das Museumsensemble der Stadt. Das erstgenannte Gebäude beherbergt neben Maschinen und Einrichtungs­gegenständen der ehemaligen Wassermühle Exponate zur Stadt- und Regionalgeschichte. Die gegenüber liegende Halle beinhaltet historische landwirtschaftliche Maschinen und Geräte.

Die Stadt Lassan verfügt heute über einen ausgebauten Wasserwanderrastplatz, über zwei Campingplätze sowie zahlreiche Unterkunftsmöglichkeiten. Von der Pension mit Gaststättenbetrieb über Ferienwohnungen in der Stadt und im grünen Außenbereich bis zu Fremdenzimmern bietet der Ort seinen Besuchern und Gästen sehr unterschiedliche Übernachtungsmöglichkeiten. Die Verbindung von natürlicher Landschaft, Wasser und Ruhe hat bewirkt, dass der Tourismus innerhalb der Stadt und der Umgebung eine wachsende Bedeutung gefunden hat.

Bernd Jordan